Der integrierte Energie- und Klimaplan für die Deutschsprachige Gemeinschaft

Ziel des Plans: die CO2-Emissionen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren und Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung einzuführen.

Was ist Klimaschutz?

Beim Klimaschutz geht es darum, Maßnahmen zu ergreifen, um die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen zu verringern und sich besser an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Das wichtigste Treibhausgas ist Kohlendioxid (CO2).

Monitoring

Alle Aktionen, die zur Umsetzung des Energie- und Klimaplans durchgeführt werden, müssen mit Angabe einer entsprechenden Maßnahme in das Monitoring-Tool „Klimaschutzplaner“ eingetragen werden. Der Klimaschutzplaner erfasst den Endenergieverbrauch und die Treibhausgasemissionen. Im Jahr 2022 wurden 485 Aktionen von den Gemeinden und dem Ministerium in das Tool eingetragen. Eine erste Fortschrittsüberwachung hat ergeben, dass in den ersten drei Jahren der Umsetzung des integrierten Energie- und Klimaplans 184 Aktionen begonnen und 106 Aktionen abgeschlossen wurden.

Bezuschussung

Um die Gemeinden bei der Umsetzung des Energie- und Klimaplans zu unterstützen, hat die Deutschsprachige Gemeinschaft 2022 ein Bezuschussungssystem für die Pilotprojekte der Gemeinden eingeführt. Unter „Mehr zum Thema“ finden Sie weitere Infos zur Bezuschussung und zu den einzelnen Kilmaprojekten.

Maßnahmenkatalog

Jede Aktion basiert auf einer oder mehreren Maßnahmen des integrierten Energie- und Klimaplans. Insgesamt umfasst der Plan 31 Maßnahmen zum Klimaschutz. Die Maßnahmen lassen sich in vier Bereiche einteilen:

Mobilität / Transport

Rund ein Drittel der CO2- Emissionen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft geht auf die Mobilität zurück. Die Lösung lautet sanfte Mobilität und alternative Antriebstechniken. Konkret sieht der Energie- und Klimaplan Folgendes vor:

  • den Rad- und Fußverkehr in der Deutschsprachigen Gemeinschaft qualitativ und quantitativ verbessern
  • Mobilitätsmanagement an Schulen und Kindergärten
  • den Mobilitätsbedarf mindern
  • die Nutzung alternativer Antriebe und Kraftstoffe fördern
  • betriebliches Mobilitätsmanagement
  • den öffentlichen Personennahverkehr und Multimodalität unterstützen

Wohngebäude

Wohngebäude verursachen rund ein Drittel der CO2- Emissionen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Sanierung sowie Sensibilisierung sind wichtig, um den Wohnbestand nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten. Hierzu beinhaltet der Energie- und Klimaplan folgende Maßnahmen:

  • Sanierungsoffensive Wohngebäude
  • behutsamer und nachhaltiger Neubau
  • Nutzerverhalten
  • Stromsparoffensive
  • Kommunikation

Tertiärer Sektor

Der tertiäre Sektor (ca. 15%), die Industrie (ca. 15%) und die Landwirtschaft (ca. 2%) verursachen das letzte dritte Drittel der Gesamtemissionen in Ostbelgien. Da die Deutschsprachige Gemeinschaft keine Zuständigkeiten für Industrie und Landwirtschaft hat, flossen hierzu keine Maßnahmen in den Energie- und Klimaplan ein.

Allerdings umfasst der tertiäre Sektor den öffentlichen Sektor. Folgende Maßnahmen stehen im Energie- und Klimaplan definiert:

  • Erstellung gemeindespezifischer Aktionspläne
  • Sanierungsfahrplan öffentliche Gebäude
  • Energieträgerwechsel / vollständige Substitution von Heizöl
  • energiesparendes Verhalten in öffentlichen Gebäuden
  • Austausch der öffentlichen Beleuchtung

Erneuerbare Energien

Eine wichtige Maßnahme, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, ist, erneuerbare Energien zu nutzen. In Ostbelgien besteht vor allem Potenzial in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik. Dazu erfolgte eine detaillierte Analyse. Die offizielle Zuständigkeit der Erneuerbaren Energien liegt jedoch weiterhin bei der Wallonischen Region. Die Zuständigkeit zur Gewährung von Zuschüssen im Hinblick auf die Förderung von Wärme aus erneuerbare Quellen und zur rationellen Energienutzung liegt seit 2020 bei der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Der Energie- und Klimaplan sieht folgende Maßnahmen vor:

  • Ausbau Windenergie
  • Ausbauoffensive PV auf Dachflächen
  • Ausbauoffensive Solarthermie auf Dachflächen
  • Energieträgerwechsel von Heizöl auf Pellets
  • Wärmepumpen mit Erdwärmekollektoren für Neubauten
  • KWK in öffentlichen und privaten Gebäuden
  • Ausbau Nahwärmeareale

Hintergrund

Im Frühjahr 2017 sind die neun Gemeinden in der Deutschsprachigen Gemeinschaft unter der Koordination des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft dem Bürgermeisterkonvent für Energie und Klima als supralokale Aktionsgruppe beigetreten.

Was ist der Bürgermeisterkonvent?

Der Bürgermeisterkonvent wurde 2008 von der Europäischen Kommission gegründet. Inzwischen gehören ihm mehr als 10.000 Kommunal- und Regionalverwaltungen in 57 Ländern an.

Ziel des Konvents ist es, ganze Gebiete (von Gemeinden über Hauptstädte bis Metropolregionen) zusammenzubringen und organisatorisch zu unterstützen, die sich freiwillig dazu verpflichten, die Klima- und Energieziele der EU zu erreichen oder zu übertreffen.

Die Unterzeichner haben sich auf eine Vision für das Jahr 2050 geeinigt, die auf drei Säulen basiert:

  • die Dekarbonisierung ihrer Gebiete soll beschleunigt werden
  • die Anpassungsfähigkeit an die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels soll gestärkt werden
  • es soll gewährleistet werden, dass ihre Bürger sichere, nachhaltige und erschwingliche Energiequellen nutzen können

Indem die Unterzeichner dem Bürgermeisterkonvent beitreten, verpflichten sie sich zur Erstellung eines Aktionsplans für Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Dieser Aktionsplan ist 2019 als „integrierte Energie- und Klimaplan für die Deutschsprachige Gemeinschaft“ in Zusammenarbeit mit den neun deutschsprachigen Gemeinden veröffentlicht worden.