Von Galmei und 3,4 km2 Neutral-Moresnet: Kelmis´ besondere Geschichte

Die Gemeinde Kelmis liegt ganz im Norden Ostbelgiens. Sie entstand 1977 durch die Fusion von Neu-Moresnet, Hergenrath und Kelmis (ehemals Altenberg oder Neutral-Moresnet).

Der Name der Gemeinde im Dreiländereck von Belgien, Niederlande und Deutschland leitet sich von romanischen „calaminis“ ab, was „bei den Galmeisteinen“ bedeutet. Das Zinkerz Galmei dient zur Messingherstellung.

Unabhängiges Neutral-Moresnet

Kelmis bietet für Naturfreunde und Geschichtebegeisterte die einmalige Geschichte des neutralen Gebiets Moresnet und die Entwicklung der Zinkindustrie mit seinen bewundernswerten Folgen für die Natur.

 

Pascal Kreusen,

Generaldirektor Gemeinde Kelmis

Aufgrund der wertvollen Galmei-Abbaustätten erhoben Preußen und die Niederlande im 19. Jahrhundert Anspruch auf die Region. Da auf dem Wiener Kongress 1815 keine Lösung für diesen Streit gefunden wurde, blieb das Land bis 1919 ein unabhängiges provisorisches Territorium unter dem Namen Neutral-Moresnet. Die Niederlande (später Belgien) und Deutschland verwalteten den nur 3,4 km² großen Staat gemeinsam.

Das Göhltalmuseum erklärt diese bewegte Geschichte und die Galmeierz-Verarbeitung. Auch das Neutralia-Fest, das Kelmis alle zwei Jahre mit viel Nostalgie und Tradition feiert, erinnert noch heute an die Zeit von Neutral-Moresnet.

Volksfest in Hergenrath

Ebenfalls alle zwei Jahre findet der Blumencorso in Hergenrath statt. Über 1 Million frischer Blumen, vor allem Dahlien, werden zu verschiedensten Bildern, Motiven und Arrangements gesteckt. Prachtvoll geschmückte Paradewagen, unterstützt durch Folkloregruppen, präsentieren dieses kunstvolle Farbenspiel den Zuschauern auf diesem Volksfest.

Wandern auf der Via Gulia und zum Dreiländerpunkt

Durch das Gemeindegebiet verläuft der kleine Fluß Göhl, der früher Gulia hieß. Über etwa 53 km von der Quelle bis zur Mündung in die Maas führt der Wanderweg Via Gulia durch das Göhltal, es handelt sich um einen der schönsten Wanderwege Ostbelgiens.

Beliebtestes Ausflugsziel in Kelmis ist der Dreiländerpunkt mit dem Riesenlabyrinth. Er liegt auf der höchsten Stelle der Niederlande in 322,5 m Höhe. Beide Aussichtstürme bieten einen wunderbaren Blick über das Göhltal.

Von den Gemeinden Ostbelgiens ist Kelmis mit Abstand am dichtesten besiedelt. Mit 18,01 km² ist sie auch am kleinsten. Bei Einwohnern leben hier Personen auf einem Quadratkilometer, im Durchschnitt Ostbelgiens sind es Menschen.

Ebenfalls sehenswert:

  • 400 m lange Hammerbrücke über das Göhltal in Hergenrath. Die 1840 errichtete Eisenbahnbrücke wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und für die neue TGV-Trasse wiederaufgebaut.
  • mittelalterliche Eyneburg
  • Casinoweiher: er diente als Wasserreservoir für die Wäsche der Galmeierze. Hier angesiedelte Pflanzen sind typisch für erzhaltige Böden.
  • Museum Vieille Montagne: zeigt die regionale Geschichte des Zinkerzbergbaus und seine politischen, sozialen und ökonomischen Folgen.