Studie

Arbeitgeberbefragung im Herbst 2018

Auf grauem Hintergrund stehen mehrere Holz-Männchen mit symbolischen Sprechblasen über Ihren Köpfen. Alle bis auf eine Sprechblase sind grau, die eine im Vordergrund ist grün.

Die Studie basiert auf einer Interviewreihe mit 17 Experten und einer Onlineumfrage, an der 325 ostbelgische Arbeitgeber teilnahmen. Geantwortet haben 71 % privatwirtschaftliche Betriebe, 20 % Arbeitgeber des nichtkommerziellen Sektors und 9 % Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes.

Wie sieht der Fachkräftemangel in Ostbelgien aus?

49 % geben an, es sei schwierig, geeignete Fachkräfte zu finden, doch es gelänge noch. Bereits 40 % der Arbeitgeber sagen aus, dass sie keine geeigneten Fachkräfte mehr finden. Besonders betroffen vom Fachkräftemangel sind: 

  • Arbeitgeber im Süden
  • sehr große (über 200 Beschäftigte) und sehr kleine (bis 10 Beschäftigte) Unternehmen und Institutionen
  • Arbeitgeber aus dem Bereich Dienstleistungen / Leistungen am Kunden
  • das Handwerk, das metall- und holzverarbeitende Gewerbe, das Baugewerbe sowie die Pflege und der Bildungsbereich

Als Ursachen für den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften identifizieren die Experten folgende Punkte:

  • demografischer Wandel
  • hohe Lohnnebenkosten und hohe Lohnbesteuerung (besonders hohe Kluft zwischen Brutto- und Nettolöhnen im Vergleich zu Luxemburg)
  • veränderte Erwartungshaltungen der jüngeren Generation

Wo gibt es Potenzial, um Fachkräfte zu finden? Wie sehen Lösungswege aus?

Pendler

  • quantitativ hohes Potenzial
  • Limitierung durch Rahmenbedingungen wie Lohnstrukturen

Empfehlung:

  • Ausbau der frühzeitigen Information über ostbelgische Arbeitgeber in Schulen und an Hochschulen.
  • Vermittlung des Wertes „Heimat“ und der Familienfreundlichkeit für die Zielgruppe im mittleren Alter 
  • Verankerung von Ostbelgien nicht nur als Wohn-, sondern auch als Arbeitsort

Ältere Erwerbsbevölkerung

  • quantitativ hohes Potenzial durch demografischen Wandel
  • Verschieben des Renteneintritts als realistische Option für mehr als die Hälfte der Arbeitgeber, vor allem über Teilzeitbeschäftigungsmodelle

Empfehlung:

  • proaktives Gesundheits- und Kompetenzmanagement, um Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten

Teilzeitbeschäftigte

  • quantitativ hohes Potenzial, vor allem bei Frauen
  • eher geringes Potenzial bzw. geringe Bereitschaft zur Ausweitung der Arbeitszeit sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite nach Einschätzung der Experten

Empfehlung:

  • nähere Untersuchung der Voraussetzungen für eine Ausweitung der Arbeitszeit auf beiden Seiten
  • Erhebung des Arbeitszeitvolumens von Teilzeitkräften
  • Sensibilisierung bezüglich innovativer Arbeitsmodelle, durch die sich Arbeitszeitpotenziale heben lassen

Nachwuchskräfte

  • quantitativ mittleres Potenzial durch demografischen Wandel

Empfehlung:

  • weitere Stärkung der Attraktivität der Lehrberufe und Bekanntmachung von Ausbildungsmöglichkeiten und -betrieben
  • verstärkte Integration von Gruppen, die bislang eher unterrepräsentiert sind (z.B. Arbeitssuchende, Migranten, Menschen mit Lernschwierigkeiten, Berufsrückkehrer nach Familienzeiten)
  • ggf. Schaffung neuer Ausbildungsberufe und dualer Studiengänge in Mangelberufen
  • verstärkte Werbung für ostbelgische Arbeitgeber auch an angrenzenden Schulen und Hochschulen

Zuwanderer und Migranten

  • quantitativ mittleres Potenzial
  • Bereitschaft zur Integration auf Arbeitgeberseite hoch, in Experten eher Zurückhaltung

Empfehlung:

  • Sensibilisierung und Unterstützung, vor allem für KMU

Steigerung der Produktivität

  • quantitativ mittleres Potenzial
  • für mehr als die Hälfte der Arbeitgebervertreter realistische Option, vor allem durch Prozessoptimierung und Verbesserung des Zeitmanagements
  • Unterstützung und Synergieeffekte durch Kooperationen kleinster Betriebe

Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit

  • quantitativ eher geringes Potenzial
  • durchaus vereinzelt positive Erfahrungen und Integrationsbereitschaft, vor allem im nichtkommerziellen Sektor

Empfehlung:

  • Aufrechterhaltung von Maßnahmen zur Re-Integration
  • Erhebung von Voraussetzungen zur Integration auf betrieblicher Seite

Die Ergebnisse der Studie dienen als Basis, um wirksame Lösungen zu entwickeln, und sind die Grundlage für die zukünftige Bündnisarbeit. Den Endbericht als auch die Kurzfassung der Studie finden Sie im Downloadbereich und können Sie herunterladen.