Ihr Verein findet keinen Vorstand? Sie brauchen keinen!

Koordinationsteam statt klassischer Verwaltungsrat

Bevor im Verein „Zur alten Linde“ das Koordinationsteam eingesetzt wurde, galt: Die Generalversammlung wählt Präsident, Schriftführer, Kassierer sowie eventuell Beisitzer. Der Vorstand waltet seines Amtes und erledigt alle anfallenden Aufgaben im Verein.

Präsident, Schriftführer, Kassierer? Nicht obligatorisch!

Belgische Vereine sind laut VoG-Gesetzgebung nicht verpflichtet, innerhalb ihres Verwaltungsrats bestimmte Rollen zu vergeben. Eine sinnvolle Aufgabenverteilung ist für das gute Funktionieren einer VoG mit Sicherheit ratsam. Der Gesetzgeber gibt jedoch nicht vor, wie die Aufgaben zu verteilen sind. Artikel 2.9 des „Gesetzes der Gesellschaften und Vereinigungen“ spricht nur von der Ernennung der „Verwalter“. Lediglich ein Vorsitzender muss bestimmt werden. Aber auch dessen Aufgabenpaket kann erleichtert werden.

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Davon hat sich der Königliche Musikverein „Zur alten Linde“ Weywertz inspirieren lassen: Statt eines klassischen Verwaltungsrats wählt er ein Koordinationsteam. Das besteht aus vier Personen, die die Bereiche Finanzen, Organisation, Verwaltung und Public Relations/Marketing/Sekretariat übernehmen. Einer von ihnen übernimmt den Vorsitz. Jeder Koordinator ist zuständig für einen bestimmten Bereich, der in verschiedene Unter-Aufgaben aufgeteilt wird. Diese kleineren Aufgaben werden an Vereinsmitglieder delegiert, die sich freiwillig melden (z. B. das Führen einer Anwesenheitsliste bei den Proben, das Besorgen von Geschenken bei Konzerten usw.). Diese Vorgehensweise unterstützt die Koordinatoren und die Vereinsmitglieder werden stärker in Entscheidungen eingebunden. Hierzu tragen auch digitale Versammlungen zur Koordination sowie die Nutzung von Online-Tools für Abstimmungen mit dem ganzen Verein bei.

Für den Musikverein war dies eine große Umstellung, die ein ganzes Jahr gebraucht hat und weiterhin andauert. Während des ersten Jahres hat der „alte“ Vorstand noch unterstützt und sein Wissen weitergegeben. Aber es hat sich gelohnt: Die verbesserte Kommunikation und die Einbeziehung der Mitglieder in die Entscheidungen des Vereins kommen gut an!

Alle arbeiten am Verein mit

Unter den geänderten Bedingungen der heutigen Zeit werden nur die Musikvereine überleben, die sich schnell und flexibel anpassen und weiterentwickeln. Und wie gelingt dies? Indem alle Musiker am Verein arbeiten und nicht nur mitspielen.

Alexandra Link

Alexandra Link von blasmusikblog.com hält es für unausweichlich, dass sich die Vereine bewegen und ihre Strukturen ändern.

Und wenn jedes Vereinsmitglied eine Aufgabe übernähme, die es gut kann und für die es Zeit hat? Alexandra Link rät, gedanklich nicht den Vorstand an die Spitze des Vereins zu stellen. Vielmehr steht der Verein mit all seinen Mitgliedern im Zentrum. „Ihn umgibt idealerweise eine Organisationsstruktur mit verschiedenen Bereichen oder Teams, die aus Teammitgliedern bestehen, die jeweils wiederum Arbeitsgruppen bilden können. Die Bereiche funktionieren selbstorganisiert. Die Person, mit der größten Kompetenz in diesem Bereich, fungiert als Manager dieses Bereichs. Die Manager der einzelnen Bereiche bilden die ‚Vorstandschaft‘.“

Genau das hat „Zur alten Linde“ getan. Mit Erfolg.

Keiner möchte den Vorsitz übernehmen?

Weitere Probleme, die viele Musikvereine haben: Die „Zuverlässigkeit“ ihrer Musiker, die unterschiedlichen Motivationen und damit einhergehend auch die unterschiedlichen Auffassungen zur Zugehörigkeit zum Verein. Die „Unverbindlichkeit“ schlägt um sich. Wie können wir die aktiven Mitglieder also in positiver Weise an den Verein binden und die Motivation für die Gemeinschaft steigern? Eine engere Beteiligung an der Vereinsorganisation kann hier ein Lösungsansatz sein.

Alexandra Link

Das ist heute Realität für viele Vereine. Schon der Begriff „Präsident“ wiegt schwer und lässt erahnen, um welch arbeitsintensives und verantwortungsvolles Amt es sich handeln muss. Laut blasmusikblog.com ist es spätestens jetzt an der Zeit, die bisherige Vorstandsstruktur zu überdenken. Die Verantwortung für das gemeinsame Vereinsziel unter allen Mitgliedern aufzuteilen, verstärkt zudem die Bindung an den Verein.

 

 

 

 

Sie finden keinen Vorstand? Freuen Sie sich: Andere Modelle sind möglich und sogar sinnvoll!

Alexandra Link von blasmusikblog.com beschäftigt sich intensiv mit dem Funktionieren von Vereinen und gilt als Expertin für teamorientierte Vereinsführung im deutschsprachigen Raum. Sie kommt aus dem Sektor der Musikvereine und Chöre; ihr Fokus liegt dabei auf der Blasmusik. Ihre Überlegungen und Hinweise lassen sich jedoch zu großen Teilen auf andere Vereine übertragen. Weitere Informationen finden Sie unter den Links.